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Nimm dich nicht so wichtig!

KOPFSACHE / Blog / Nimm dich nicht so wichtig!

von Henning | 15. November 2016

Lesezeit: 6 Minuten

Kategorie: Lifestyle

Zusammenfassung: Dein Drang nach Zugehörigkeit und Anerkennung ist dir angeboren. Somit auch deine Angst vor Kritik und sozialer Ausgrenzung. Täglich raubt dir diese Angst mentale Energie und mindert dein Leistungspotenzial teils erheblich. Nur wenn du die Angst erkennst und mit ihr umgehen lernst, kannst du dein volles Leistungspotenzial abrufen. Hierbei hilft das Buch von Dale Carnegie: Sorge dich nicht – Lebe.

„Der stärkste Trieb in der menschlichen Natur ist der Wunsch bedeutend zu sein.” Zu dieser Einsicht kam Dale Carnegie nach Jahrzehnte langer Arbeit als Trainer für internationale Führungskräfte in New York. Heute gilt Carnegie als einer der erfolgreichsten Verhaltenstrainer der Geschichte und ist mit seinem Buch Wie man Freunde gewinnt: Die Kunst beliebt und einflussreich zu werden auf den All-Time-Bestseller-Listen zu finden.

Seit Carnegies Blütezeit in den 30er Jahren ist viel Zeit vergangen. Inzwischen ist seine These auch von der Wissenschaft bestätigt. Der Mensch weist einen vererbten Trieb nach Zugehörigkeit auf. Zu diesem Ergebnis kamen die beiden Professoren Roy F. Baumeister und Mark R.Leary in ihrer Studie “The Need to Belong: Desire for Interpersonal Attachments as a Fundamental Human Motivation”. Baumeister und Leary argumentieren, dass Gruppenzugehörigkeit für unsere Vorfahren überlebenswichtig war. Nur in der Gruppe konnten sie erfolgreich jagen, Nachwuchs großziehen und sich vor Angreifern verteidigen. Evolutionär gesehen wurden so Verhaltenszüge, welche Sozialverhalten bedingen, über die Jahrtausende vererbt.

Deshalb verspürst du heutzutage unweigerlich ein Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit. Darüber hinaus legen Studien nahe, dass du in Zeiten von sozialer Zurückweisung und Kritik vergleichbare Schmerzen empfindest, wie sie von physischen Verletzungen hervorgerufen werden. 2003 fanden Lieberman und Williams heraus, dass dieselben Nervenbahnen deines Gehirns physische Schmerzen und soziale Zurückweisung verarbeiten. Auf neuronaler Ebene steht soziale Ausgrenzung somit physischen Verletzung im Schmerzempfinden gleich.

Hier liegt der Ursprung einer deiner ärgster Widersacher auf dem Weg zu deinen Zielen: Deine Angst vor Kritik.

Vor hunderttausend Jahren sicherte dein Trieb nach Gruppenzugehörigkeit noch dein Überleben im steinzeitlichen Alltag. Heute kostet dich der ständige Abgleich deines Verhaltens im sozialen Kontext wichtige mentale Energie und limitiert deine Leistungsfähigkeit. In Denke nach und werde Reich beschreibt Napoleon Hill die destruktive Wirkung dieser Angst und nennt u. a. folgende Konsequenzen:

  1. Soziale Unsicherheit: Schüchternheit, sowie unbeholfene Bewegungen von Händen und Gliedmaßen in Gesprächen
  2. Nervosität in der Umgebung Anderer, ungesunde Körperhaltung und ein schwaches Gedächtnis
  3. Entscheidungsunsicherheit, Schwierigkeiten die eigene Meinung klar zu äußern, vorschnell den Meinungen anderer zustimmen
  4. Mentale und körperliche Faulheit

Auch Psychologe Csikszentmihalyi widmet sich in seinen Forschungen (FLOW und Kreativität) der Angst vor Kritik. Speziell in Zeiten von Widerstand und negativen Ereignissen neige das Individuum dazu, sämtliche verfügbare mentale Energie für die Beseitigung des psychologischen Chaos im inneren (deinem Kopf) aufzuwenden. Hierbei verliere das Individuum die Kapazität (Denkleistung), alternative Pläne zu entwickeln und trotz Widrigkeiten sein Ziel zu erreichen. Du beginnst einen inneren Dialog der Rechtfertigung. Gefangen im Gedankenspiel zwischen was-wäre-gewesen-wenn und wie-soll-ich das-erklären, drehen sich deine Gedanken im Kreis.

Stelle dir vor: du bist morgens spät dran und hast einen wichtigen Termin bei deinem Chef. Du stürmst aus der Haustür und springst in dein Auto. Doch dann springt der Motor nicht an. Immer wieder schaltest du die Zündung ein. Doch nichts rührt sich. Deine Gedanken beginnen zu rasen. “Wenn ich es nicht pünktlich ins Büro schaffe dann …” Du wirst immer nervöser und beginnst am Lenkrad zu zerren, doch noch immer rührt sich nichts. Zum x-ten Mal guckst du auf die Uhr, die Zeit läuft dir davon.

Spürst du auch einen leicht erhöhten Adrenalinspiegel, wenn du das liest?! Und wer kennt es nicht. Zeitdruck, alles läuft schief, BOOM! Du fängst an, mit dir selbst zu diskutieren und dein Ziel, was auch immer es ist, rückt in weite Ferne. Und warum? Angst vor Kritik. Was dich unter Druck setzt, ist die Angst davor, einen schlechten Eindruck bei deinem Chef zu hinterlassen. Es geht nicht um die eigentlichen Konsequenzen, die du zu erwarten hast. Denn besonnen betrachtet ist nichts passiert und wird es auch nicht. Du sitzt immer noch in deinem Auto und die Welt ist die gleiche wie vor 5 Minuten. Einzig und allein dein evolutionär gewachsenes Verlangen nach Zugehörigkeit droht in Mitleidenschaft gezogen zu werden.

Gewinnt die Angst vor Kritik Oberhand in deinem Kopf, wirst du geistig gelähmt. Dein Kopf ist dann voll von Selbstrechtfertigung und Unsicherheit. Du verlierst die Kapazität, positiv zu denken und hast keine Chance, eine produktive Lösung zu finden.

Auch ich beschäftige mich viel zu oft mit dem was Andere über mich denken könnten, besonders wenn Herausforderungen auf mich warten. Wenn mich die Nervosität dann packt und meine Gedanken in Achterbahnen durch meinen Kopf jagen, ist es zu spät. Ich verschwende meine Zeit und Energie mit mentalen Was-Wäre-Wenn Frage-Antwort-Spielchen anstatt nach Lösungsansätzen zu suchen.

Um mit der Angst vor Kritik besser umgehen zu können und so auch unter Unsicherheit und Zeitdruck produktiv arbeiten zu können, habe ich nach hilfreicher Literatur gesucht. Hierbei bin ich auf ein weiters Werk von Dale Carnegie gestoßen: Sorge dich nicht – Lebe. Auch wenn der Titel ein wenig esoterisch klingt, ist dieses Buch voll von praktischen Lebensweisheiten, die über Jahrhunderte entwickelt wurden.

Mit diesen drei Denkmustern verbanne ich die Angst vor Kritik aus meinem Kopf:

1 Was soll schon passieren? Unser Gehirn ist ein fauler Geselle und denkt nur bis zur nächsten Straßenecke. Daher sind Ängste so schwierig zu bändigen. Du denkst nur daran, dass etwas Negatives passieren könnte, nicht jedoch an die realistischen Konsequenzen. Wenn du vor einem Problem stehst und die Nervosität in dir aufsteigt, bewahre Ruhe und frage dich: Was ist das Schlimmste was passieren kann? Meist wirst du feststellen, dass die Folgen nicht erschütternd sind und kein Grund zur Sorge besteht. Was kann schon passieren, wenn du zu spät kommst und das Meeting mit deinem Chef verpasst? Vielleicht denkt er, dass du unzuverlässig bist. Aber vielleicht ist er auch ganz froh, weil er selbst spät dran ist. Also kein Grund, deinen Puls auf 180 schlagen zu lassen. Frage dich nach den schlimmstmöglichen Folgen und du wirst feststellen, dass in 80 % der Fälle deine Nervosität völlig unbegründet ist.

2 Statistisches Denken. Die Angst vor Kritik ist irrational und mit statistischem Denken leicht im Zaum zu halten. Wie viele Menschen kommen täglich zu spät? Wie viele von ihnen kommen dadurch ernsthaft in Schwierigkeiten? Niemand! Also kein Grund zur Aufregung. Vielleicht ist heute ein guter Tag, um von zu Hause zu arbeiten. 😉

3 Und zu guter Letzt die stärkste Medizin von allen: Nimm dich nicht so wichtig! Die Angst vor Kritik entsteht durch deinen Wunsch nach Zugehörigkeit und Anerkennung. Gibst du deinem Handeln weniger Bedeutung, ist die Gefahr schmerzhaft kritisiert zu werden ebenfalls geringer. Umso wichtiger du dich selbst nimmst, desto grösser wird deine mentale Fallhöhe.

Deine Angst vor Kritik ist angeboren, sie steckt in allen von uns. Sie ist dein täglicher Begleiter und Widersacher auf dem Weg zu deinen Zielen. Lässt du ihr freien Lauf, raubt sie dir jegliche mentale Energie. Sie führt zu Nervosität, inkonsequenten Entscheidungen und Gedächtnisschwäche. Um deine Ziele zu erreichen, musst du sie jeden Tag aufs neue bezwingen. Der erste Schritt ist deine Gedankengänge bewusst wahrzunehmen und zu erkennen, wann du dich in einem mentalen Dialog der Selbstrechtfertigung befindest. Im zweiten Schritt kannst du die erwähnten Konzepte anwenden, um deine Konzentration wieder auf die richtige Spur zu bringen. Wenn du mehr über den Umgang mit alltäglichen Sorgen wissen willst, dann empfehlen wir dir das Buch von Dale Carnegie: Sorge dich nicht Lebe. Nur frei von Sorgen kannst du dein volles Leistungspotenzial entfalten.

Für alle Wissbegierigen: Quellen

  1. The Need to Belong: Desire for Interpersonal Attachments as a Fundamental Human Motivation – Roy F. Baumeister und Mark R.Leary
  2. Does Rejection Hurt? An fMRI Study of Social Exclusion – Naomi I. Eisenberger, Matthew D. Lieberman, Kipling D. Williams
  3. Denke nach und werde Reich – Napoleon Hill
  4. FLOW und Kreativität: Wie Sie Ihre Grenzen überwinden und das Unmögliche schaffen – Mihaly Csikszentmihalyi

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